Westfälische Nachrichten, 05.12.2012
Landbäckerei im Insolvenzverfahren
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Seit 1886 werden in der Landbäckerei der Familie Eckmann Brot und Kuchen gebacken. Und auch nach wie vor läuft der Betrieb, der seit 1973 an der Industriestraße beheimatet ist, weiter. Doch die Zukunft des Sendener Traditionsunternehmens ist zurzeit offen. Denn vor wenigen Tagen hat das Amtsgericht Münster das beantragte vorläufige Insol-venzverfahren angeordnet. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der in Münster an-sässige Rechtsanwalt Dr. Frank Kreuznacht eingesetzt, der durchaus positive Ansätze für „Sanierungsmaßnahmen zum langfristigen Erhalt des Traditionsunternehmens“ sieht. Eine abschließende Prognose sei derzeit allerdings nicht möglich, betonte der Jurist auf Anfrage der WN.
„Wir haben aufgrund des harten Wettbewerbs in der Branche einen deutlichen Umsatz-rückgang zu verzeichnen“, sagt Geschäftsführer Eduard Eckmann, der das Unternehmen seit rund zehn Jahren führt. Begleitet von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen habe sich ein „hoher Druck“ auf den Betrieb aufgebaut. Auch die aus der Tradition des Famili-enunternehmens heraus gewachsene Struktur stehe mit den veränderten Anforderungen des Marktes nicht mehr im Einklang. „Deshalb haben wir schweren Herzens die Insolvenz mit dem Ziel der Durchführung eines Insolvenz-Planverfahrens beantragt und bewusst diesen Weg gewählt“, erläutert Eduard Eckmann. „Unsere Kunden und Geschäftsfreunde haben wir bereits persönlich über die Entwicklung informiert.“
Das vorläufige Insolvenzverfahren betrifft nicht allein die Landbäckerei und das ange-schlossene Café an der Industriestraße in Senden, sondern zehn weitere Standorte: das Café in Lüdinghausen, die Backshops (Shop in Shop) in Senden (Rewe-Markt) sowie in Dülmen, Ascheberg (im K+K), Gescher, Borken (2) und Münster (Roxel, Gremmendorf und am Hansaring). Insgesamt sind an den genannten Standorten rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Zurzeit sei zwar nicht abschließend zu sagen, ob und wie es mit der Landbäckerei weiter-geht. „Positiv ist die Bereitschaft der Mitarbeiter, das Unternehmen in dieser schwierigen Situation weiterhin zu unterstützen“, sagt Dr. Frank Kreuznacht. Löhne und Gehälter würden dank einer Insolvenzgeld-Vorfinanzierung von der Bundesagentur für Arbeit ge-tragen. „Auch die wesentlichen Lieferanten haben ihre Unterstützung zugesagt und werden weiterhin ihre Lieferungen aufrecht erhalten“, berichtet der vorläufige Insolvenzverwalter.
Westfälische Nachrichten
Sigmar Syffus